2015 Afrika · Namibia

Windhuk

Gestern Abend war es endlich wieder so weit. Unser Flieger ist für unsere Verhältnisse ausnahmsweise mal pünktlich gestartet – und zwar in Richtung Windhuk, der Hauptstadt von Namibia. Das Flugzeug war ein nagelneuer Airbus A330 und der Flug recht ruhig. Andi hat mal wieder gleich geschlafen, ich war die ganze Nacht wach. Kurz vor 6 Uhr früh ging der Landeanflug los und draußen war es noch stock dunkel. Eigentlich erwartet man, wenn man in einer Hauptstadt landet, dass man morgens aus der Luft ein paar Lichter sieht – nicht so bei dem Flughafen. Man landet mitten im Nichts, 40 km außerhalb von Windhuk. Das liegt daran, dass die Stadt inmitten von Bergen liegt und näher dran keine Start- und Landebahn hätte gebaut werden können. Auf dem Flugplatz standen drei weitere Maschinen, was für eine Hauptstadt auch sehr übersichtlich ist. Das Einreisen ging recht schnell, auch wenn die Dame am Schalter ständig den Kopf bei meinem Ausweis geschüttelt hat und “oh oh oh” gesagt hat (keine Ahnung, warum). Kurz danach waren wir bei Europcar und haben unseren Mietwagen übernommen, der ebenfalls nagelneu ist (okay, er hatte “schon” 9 km runter). Wir mussten uns erstmalig bei einer Mietwagenübernahme einen Film anschauen über die Sicherheit auf den Straßen des Landes. Hat aber auch seinen guten Grund, denn 90 % der Straßen sind nicht geteert sondern nur Schotter und es passieren 50x mehr Unfälle als in Deutschland wegen überhöhter Geschwindigkeit und Unterschätzung des Untergrunds. Nachdem wir dann bei Europcar entlassen wurden mit unserem neuen Wagen, sind wir um 7 Uhr in Richtung Windhuk gefahren, wo uns ein blutroter Sonnenaufgang begleitet hat. Da es hier nur Rechtslenkerautos ohne Automatik gibt, hatte Andi anfangs ganz schön mit der linken Handschaltung zu kämpfen und hat den 1. Gang ganz schön gefordert (das werde ich morgen bei meinem ersten Fahrversuch machen

). Nach ein paar km gab es die erste Vollbremsung, denn vor uns saß ein fetter Affe mitten auf der Straße. Eine halbe Stunde später sind wir bei der Villa Violet angekommen, wo wir die erste Nacht schlafen werden. Natürlich war so früh morgens unser Zimmer noch nicht fertig. Wir haben eine Tasse Kaffee getrunken und sind in die Stadt gefahren, die ebenfalls noch geschlafen hat. Dort haben wir unsere ersten Besorgungen gemacht und waren über das ganze deutsche Angebot erstaunt. Wir wussten zwar, dass es hier viele deutsche Einflüsse gibt, aber der Super-SPAR-Markt hätte auch bei uns stehen können. Es gab sogar frisch gebackene Brezeln. Allgemein kommt einem Windhuk sehr übersichtlich und europäisch vor.
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Es ist bisher nicht so wuselig wie die Städte in Südafrika, sondern sehr geordnet. Da wir beide platt waren, haben wir den Nachmittag dann bei herrlichem Sonnenschein entspannt im Garten am Pool verbracht. Andi war total glücklich mit seiner neuen Kamera, speziell dem Superweitwinkel
Zwinkerndes Smiley
. Morgen startet unsere Tour gen Süden.

2015 Afrika · Namibia

Von Windhuk gen Süden

Danke an die Villa Violet für das tolle Frühstück heute morgen. Wir sind mit selbstgebackenem Brot, selbstgemachten Marmeladen und Zebrawurst total gemütlich in den Tag gestartet. Die Besitzerin ist Deutsche und lebt in der 4. Generation in Namibia. Nachdem wir zusammen gepackt haben, haben wir uns auf den Weg gen Süden gemacht. Leider war den ganzen Tag der Himmel mit einem Schleier überzogen, so dass man nicht wirklich weit gucken konnte. Windhuk liegt auf 1700 Höhenmetern und gen Süden fährt man über einen Pass, der über 1900 m hoch ist. Anschließend fährt man durch unendliches flaches Grasland. P1010117Wir hoffen, dass das der unspektakulärste Teil von dem Land ist, es erinnert an Teile von Australien. Außerhalb der Stadt mussten wir wieder aufpassen, da Unmengen von Affen neben und auf der Straße saßen. Unterwegs kommt man an dem Oanob-Stausee vorbei, wo in absoluter Trockenheit Wassersport möglich ist. Ca. 100 km südlicher liegt der Hardap-Damm, ein 30km langer Stausee, der durch den Fisch Fluss gespeist wird. Er ermöglicht in dem trockenen Land den Anbau von Getreide, Obst und Gemüse. P1010119Lustig ist, dass man bei beiden Dämmen am Eingang gefragt wurde, aus welchem Land man kommt und anscheinend danach der Preis festgelegt wurde. Morgen wollen wir mal probieren, ob es als Afrikaner billiger ist als als Deutscher. Nach dem Damm passierten wir den Wendekreis des Steinbocks (Tropic of Capricorn).

P1010150Weiter gen Süden, kurz hinter Mariental, sind wir auf unsere erste richtige Dirtroad gekommen, die mitten in die Kalahari-Wüste führt. Da ich kurz vorher meine ersten Fahrversuche mit dem Linksschalter machen durfte (ich habe weniger oft “Fuck” gesagt als Andi Smiley), durfte ich auch gleich die Dirtroad fahren. Wir sind zwar schon öfter auf solchen Straßen unterwegs gewesen, aber es ist doch eine deutlich andere Fahrweise als auf geteerter Straße. Je nachdem, wie lose oder festgefahren der Untergrund ist, kommt man echt schnell ins Schwimmen. Nach 35 km auf der Straße kam das erste Anzeichen von Leben – unsere Lodge. Die Lapa Lange Lodge ist rund um ein Wasserloch gebaut und traumhaft schön. P1010224Am Wasserloch, ca. 100 m von unserer Terrasse, lag eben mal eine Giraffe in der Sonne und hat es sich gut gehen lassen. Wir haben uns zwei lecker Drinks geholt und es uns ebenfalls gut gehen lassen, während wir das Wasserloch beobachtet haben. Es kamen noch ein paar Nashörner – sehr cool! Und plötzlich tauchten drei zahme Geparden auf, die frei auf dem Grundstück herumlaufen – Hammer! P1010285Sie sind an unserem Bungalow vorbei und in den Nachbarbungalow rein. Die Bewohner – zwei Jungs aus der Schweiz –hatten vergessen, die Tür zu schließen Smiley und der Gepard hat bei ihnen erst mal aufgeräumt. Die sind so zahm, dass man mit ihnen knuddeln kann. Hier bleiben wir, haben wir gerade beschlossen. Eigentlich mitten im Nichts, aber besser als jedes Kino!

2015 Afrika · Namibia

Weiter gen Süden nach Keetmanshoop

P1010304Nach einer Nacht in total stiller Einöde haben wir heute morgen den Sonnenaufgang über dem Wasserloch bestaunt. Es war noch recht frisch und am Wasserloch war außer ein paar komischen Hühnern überhaupt nichts los. Was haben wir gestern für ein Glück gehabt!!! Kurz nach Sonnenaufgang wurden die Bediensteten auf hinten offenen Geländewagen wieder zur Lodge gebracht, wo sie gestern Abend gegen 21 Uhr weggebracht wurden. Keine Ahnung, von wo sie kamen, aber laut Straßenkarte ist in diese Richtung die nächste Ortschaft in ca. 80 km… Wir finden es total cool, dass wir hier gelandet sind. Selber hätten wir die Lodge nie gebucht, da sie nicht direkt auf unserer Route liegt. Und sie war schon ein absolutes Highlight! Ab und zu ist es doch mal gut, wenn man sich in Profihände eines Reiseveranstalters begibt. P1120572Nach einem gemütlichen Frühstück sind wir wieder in Richtung Mariental aufgebrochen. Die Straße, auf der gestern noch total viele Spurrinnen zwischen Schotter war, wurde heute morgen von einer Maschine glatt geschoben und es ließ sich gleich viel besser fahren. In Mariental sind wir wieder auf die Straße B1 gen Süden aufgefahren, auf der in dem folgenden Abschnitt noch viel weniger los war als gestern. Die Landschaft wurde immer eintöniger und die erste richtige Stadt gen Süden war unser Tagesziel 170 km weiter. Unterwegs standen ein paar Hütten, wo wir uns ernsthaft gefragt haben, von was die Leute dort leben. Es ist hier staubtrocken, hat seit Ewigkeiten nicht mehr geregnet, an Landwirtschaft oder ähnliches ist nicht mal zu denken. Ab und zu hat man mal ein paar Ziegen an trockenen Büschen knabbern sehen, aber das war es auch. In Keetmanshoop angekommen, sind wir gleich zu unserer Pension, der Pension Gessert gefahren. Diese ist ein ziemliches Gegenteil zu der Lodge gestern, die Zimmer sind von der Besitzerin dekotechnisch ziemlich überladen, aber es ist alles sauber und das Frühstück soll super sein. Wir sind gespannt. P1010353Nachdem wir uns etwas frisch gemacht haben (laut Wetterkarte sind es 36 Grad), sind wir in die Stadt und haben etwas gegessen. Anschließend sind wir zu unserem heutigen Hauptziel, dem Köcherbaumwald etwas außerhalb der Stadt. Köcherbäume sind sehr selten und hier gibt es etwa 300 Stück in einem “Wald”. Aber: ein Wald in Namibia hat mit einem in Deutschland nichts zu tun. Die Bäume stehen verteilt auf einem riesigen Areal, sind aber wunderschön. P1120636Ein paar km weiter gibt es den “Giants Playground”, ein Gebiet, in dem Steine wie von Riesen übereinandergestapelt rumliegen. Wir haben uns beides angeschaut und sind bei Sonnenuntergang zurück zur Pension gefahren. Leider sind kurz vor Sonnenuntergang dicke Wolken aufgezogen, so dass wir den nicht wirklich erleben konnten. 

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Weiter gen Süden zum Fish River Canyon

Wenn man mit zu viel Erwartung an etwas heran geht, wird man meistens enttäuscht – so auch heute mit dem Frühstück. Es waren heute morgen 6 Pärchen in dem mit Deko überladenen Frühstücksraum der Pension und nachdem wir ca. 35 Minuten auf ein Rührei bei komischer Musik gewartet hatten, hatten wir keine Lust mehr. Ich glaube, die Pension und wir haben nicht wirklich zusammen gepasst. Die Vermieter waren erstaunt, dass wir irgendwann aufgestanden und gegangen sind und das Frühstück nicht den ganzen Vormittag lang zelebriert haben. Wir haben uns relativ schnell auf den Weg gemacht und haben Keetmanshoop verlassen. Zum Übernachten ist es okay, für mehr aber auch nicht. P1010424Nach ein paar km auf der geteerten B4 sind wir auf eine Dirtroad in Richtung Naute Damm abgebogen, dem 3.größten Stausee in Namibia. Es war wieder unglaublich, wie heftig Wasser das Leben bestimmt. Aus totaler Einöde wurden plötzlich Plantagen mit Palmen und Obstbäumen. Am Damm war eine Besucherterrasse und wir mussten bei einem Aufseher unsere Daten angeben. Statt eines Eintrittsgeldes hat er uns aber gefragt, ob wir etwas zu Essen für ihn hätten. Ich habe ihm zwei Äpfel gegeben, worüber er total glücklich war. Einen hat er sofort verspeist. P1010442Wir sind weiter in Richtung Fish River Canyon, dem 2. größten Canyon der Welt gefahren. Unterwegs haben wir Strauße, Kudus und Oryx gesehen. Eigentlich haben wir uns beide gefragt, warum wir in der Fish River Canyon Lodge jetzt zwei Übernachtungen gebucht haben, denn so viel zu sehen gibt es hier wohl nicht. Als wir ein paar km weiter bei der Lodge ankamen, war der Canyon vergessen. Hier ist purer Luxus in absoluter Einöde. P1010543In einem Gebiet mit lauter Felsen sind 30 einzelne Hütten gebaut, die einfach nur geschmackvoll sind. Das Haupthaus mit Restaurant ist in dem alten Farmhaus eines Deutschen, der vor Jahrzehnten das Land verlassen musste und die Ländereien für einen Apfel und ein Ei verkauft hat. Die Südafrikaner haben die Deutschen in einem Krieg von hier vertrieben.  Es gibt etwas abseits einen Pool, von dem man aus einfach nur in die Ferne schauen kann und wir hatten nichts eiligeres zu tun, als unsere Badesachen anzuziehen und in den Pool zu springen. P1010474Jeder, der Andi etwas besser kennt, weiß, dass er nicht gerade eine Wasserratte ist und sein Spruch war – “Ich muss noch eine Runde schwimmen” Smiley, da es so herrlich war. Am späten Nachmittag wurde von der Lodge ein kurzer Spaziergang auf einen Hügel neben der Lodge angeboten, von wo aus man den tollen Sonnenuntergang sehen konnte. Es gab leckere gekühlte Getränke und wir haben von dort oben eine tolle Aussicht gehabt. Anschließend gab es ein super leckeres Buffet in der Lodge mit diversen einheimischen Gerichten., u. a. Springbocksteak. Wir sind total happy, dass wir noch einen weiteren Tag hier bleiben dürfen.

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