2020 Norwegen

Norwegen 2020

Was ein Jahr… Als wir Ende Januar aus Neuseeland wieder auf dem Heimweg über Singapur geflogen sind, sind wir erstmals mit dem konfrontiert worden, was uns zumindest das ganze Jahr 2020 beschäftigen sollte: Corona. Im Januar haben wir beobachtet, wie sich Singapur innerhalb von 5 Wochen komplett verändert hat. Von unbeschwertem Tourismus vor Weihnachten in eine Masken tragende Gesellschaft innerhalb kurzer Zeit. Damals dachten wir noch, es handle sich um ein asiatisches Problem und wir haben versucht, den ganzen Chinesen einfach aus dem Weg zu gehen. Dass wir bald darauf selber in Europa und der ganzen Welt von Corona überrollt werden, damit hat damals keiner gerechnet. Dass sich unser komplettes Leben ca. 5 Wochen später total ändern würde und wir lernen müssen, Abstand zu halten und selber mit Maske den Alltag zu erleben – damals undenkbar. Der Plan war Ende Januar noch, den nächsten Urlaub Ende Mai in Griechenland zu verbringen. Gott sei Dank hatten wir noch nichts gebucht, denn tatsächlich hat der Urlaub auf Balkonien stattgefunden, Abstand haltend zur Familie und Freunden… Ein notwendiges Muss, das hoffentlich bald wieder der Vergangenheit angehört. Die Grenzen waren dicht und die Flugzeuge am Boden – unvorstellbar. Eigentlich wollten wir im November nochmal Urlaub machen und in die Sonne fliegen, im Laufe der Zeit hat sich der Gedanke aber immer mehr verabschiedet. Und im November 3 Wochen daheim bleiben? Keine Option!!! Also haben wir geschaut, ob wir an der Arbeit nochmal zwischendurch frei kriegen können und haben das Mitte August verwirklichen können. Dann haben wir überlegt, wo es hingehen könnte und fliegen ist gerade nicht wirklich eine Option. Hinterher hängt man in einem Land fest und kommt nicht mehr weg, weil die Grenzen wieder geschlossen wurden. Also haben wir spontan ein Wohnmobil für 2 Wochen gemietet und überlegt, wo es hingehen kann. Der Plan und die Hoffnung sind jetzt, dass wir morgen gen Norden fahren und am Sonntag Abend mit einer Fähre nach Norwegen übersetzen. So haben wir unser zuhause dabei und sind mobil. Da in Deutschland die aktuellen Infektionszahlen aber wieder steigen, freuen wir uns erst, wenn wir auch wirklich eingelassen wurden. Die norwegische Regierung legt momentan alle paar Tage neu fest, wer einreisen darf und wer nicht. Die gelb gekennzeichneten Länder auf der Karte waren gestern noch grün… bei Rot darf man nur einreisen, wenn man anschließend 14 Tage in Quarantäne geht… auch keine Option! Dänemark war gestern noch komplett grün, jetzt müssen wir durch einen roten Bereich… es wird von Tag zu Tag spannender…

Morgen früh gegen 9.30 Uhr kriegen wir das Wohnmobil inkl. einer Einweisung, werden heim fahren, es beladen und dann: los geht’s und Daumen drücken!!!

2020 Norwegen

Los geht’s…

Sind wir platt!!!

Heute morgen um 9.30 Uhr haben wir in Edermünde die Einführung in unser neues Zuhause erhalten. 90 Minuten haben wir alles zur Funktionsweise, Be- und Entsorgung erzählt bekommen und danach ging es wieder heim. Um halb zwölf waren wir wieder da, haben das Wohnmobil von innen nochmal sauber gemacht und das Chaos, das in unserem Flur in den letzten Tagen entstanden ist, eingeräumt. Irgendwann war alles verstaut und wir fix und fertig. Die Sonne hat vom Himmel gebrannt und wir hätten uns gerade in die Ecke legen können. Nachdem wir nochmal geduscht haben, haben wir uns aufgemacht. Unser erstes Ziel: Mc Donalds in Treysa, denn unser Magen hing in den Knien.

Nachdem wir uns gestärkt haben, sind wir gen Norden aufgebrochen. Eigentlich wollten wir an Hamburg vorbei, das haben wir aber nicht mehr geschafft. Da es schon dunkel wurde, haben wir beschlossen, in Soltau beim Heide Park zu übernachten. Mit der letzten Sonne sind wir dort auf den Parkplatz gefahren für unsere erste Übernachtung.

2020 Norwegen

Mit der Fähre nach Norwegen

Nach einer ruhigen Nacht sind wir heute morgen gegen 8 Uhr weiter gefahren. Eigentlich hätte die Nacht am Parkplatz 6 Euro gekostet, da aber keiner zum Abkassieren da war – Glück gehabt. Weiter ging es gen Norden, mit etwas mehr Verkehr, aber Gott sei Dank keinem Stau. Die Einreise nach Dänemark war total easy. Ich hatte gelesen, dass man Buchungsbelege für die Fähre vorzeigen muss, um einreisen zu dürfen. Tatsächlich haben sie aber nur die Fahrbahn verengt und ab und zu mal jemanden raus gewunken. Weiter ging es gen Norden. Auf den Straßen war immer weniger los und so sind wir am frühen Nachmittag in Hirtshals angekommen.Entspannt haben wir mit Blick auf den Hafen etwas gegessen und sind dann in Richtung Fähre aufgebrochen.Es war noch nicht viel los und so haben wir gewartet, dass wir einchecken können. Nach kurzer Zeit kam ein Mensch in einer gelben Weste, der uns gefragt hat, ob wir schon gehört hätten, dass die Fähre über 3 Stunden Verspätung hat und frühestens um 21.15 Uhr los fährt. Andi war kurz vorm Ausflippen, nach eigenen Angaben hatte er einen mords „Hirtshals“😂. Wir hatten vorher schon einige nicht verständliche Umbuchungen und jetzt das. Wir sollten eigentlich im Abendlicht in Norwegen ankommen und hatten uns bei dem geilen Wetter so auf die Überfahrt gefreut – jetzt wird’s ne Nachtfahrt und wir haben keinen Plan, wo wir übernachten sollen… Super! Ich habe versucht, Andi aufzumuntern und so haben wir das Womo stehen lassen und sind zu Fuß zum Strand und dort spazieren gegangen. Das Wasser war herrlich und ein guter Zeitvertreib.Um 20.30 Uhr war das Schiff endlich da und wir durften als Erste auffahren. Wir haben uns im Inneren einmal gedreht und werden wohl auch die Ersten sein, die das Schiff heute Nacht wieder verlassen dürfen. An Deck haben wir uns bei den sommerlichen Temperaturen ein Plätzchen gesucht und auf die Abfahrt gewartet. Und dann ging es endlich los – Norwegen wir kommen!!!

2020 Norwegen

Kristiansand

Als wir gestern mit dem Schiff abgelegt haben, hatten wir erstmal ein krasses Ereignis. Wir waren kaum auf dem offenen Meer, kam ein Hubschrauber hinter uns her geflogen und hat das Schiff in sehr geringem Abstand verfolgt. In der offenen Tür des Hubschrauber waren zwei Soldaten, die auf uns herunter geschaut haben. Sehr merkwürdige Situation. Wir haben überlegt, ob das vielleicht die Küstenwache war und mit einer Wärmebildkamera geschaut hat, ob jemand Fieber hat…

Kurz nach der Abfahrt wurde es stockdunkel und irgendwann auch frisch. Daher sind wir doch unter Deck gegangen. Hatten wir wegen Corona zwar eigentlich vermeiden wollen, aber hier waren nur ganz wenige Plätze belegt. Anscheinend sind hier sonst Busladungen mit Menschen unterwegs… Um 0.30 Uhr sind wir in Kristiansand angekommen. Wir wollten zu einem Parkplatz fahren, wo man übernachten kann und haben ihn auch relativ schnell gefunden. Dort standen 4 weitere Womos und so haben wir uns dazu gestellt. An einer Wand hing ein Parkautomat und ein Zettel daneben, wo sogar auf deutsch erklärt wurde, dass der Platz ab Montag 7 Uhr bis Dienstag 16 Uhr gesperrt wird. Na danke. 2. Option war ein Campingplatz in der Stadt, also weiter. Wie man sich denken kann, hat da nachts aber keiner auf uns gewartet. Also sind wir auf dem Platz davor stehen geblieben. Dort standen aber Schilder, dass man bis 8 Uhr verschwunden sein muss. Mittlerweile war es 1.30 Uhr und wir wollten nur noch schlafen. Also haben wir uns hingestellt und die Augen zugemacht. Als um 7.30 Uhr der Wecker geklingelt hat, haben wir beide das Gefühl gehabt, dass wir uns gerade erst hingelegt haben. Wir haben überlegt, wie es weiter geht. Da wir beide nur das Bedürfnis nach Ruhe und Ankommen hatten, haben wir spontan beschlossen zu gucken, ob der Campingplatz jetzt auf hat, was der Fall war. Also haben wir kurzerhand eingecheckt, uns einen Platz gesucht, Strom angeschlossen und uns noch ein paar Minuten hingehauen. Da wir aber ja neugierig sind, haben wir aber relativ schnell festgestellt, dass wir eh nicht mehr schlafen können. Wir sind raus und haben die Bestätigung unserer Entscheidung bekommen. 20 m vom Womo entfernt ist ein kleiner Strand, tolle Felsen und einfach pures Norwegen.

Der Campingplatz hatte eigentlich katastrophale Bewertungen, weil alles so veraltet sein soll. Gott sei Dank waren statt dessen die Bewertungen veraltet, denn hier sind alle Anlagen nagelneu und richtig schön. Nach einem leckeren Frühstück und der ersten Dusche im Womo kamen die Lebesgeister zurück und Handwerker Andi hat erstmal seinen Dienst begonnen. Es ist unglaublich: das Womo hat gerade mal knapp über 23.000 km runter, was quasi neu ist. Aber hier sind schon so viele Dinge kaputt, die man bei der Übergabe nicht gesehen hat – nicht zu fassen. Fliegengitter bzw. Rollos gehen nicht mehr runter, weil Teile mit Gewalt abgebrochen wurden. Fenster gehen teilweise nicht auf und bei dem Fach von der Strom- und Wasserversorgung hat man den kompletten Schliesszylinder in der Hand, wenn man den Schlüssel dreht. Wir haben gestern schon mal dezent die Krise deshalb bekommen. Andi reizt sowas ja aber immer und so hat er zumindest die Rollos wieder so zusammen gebaut, dass sie wieder funktionieren. Da die Sonne ganz schön brennt, macht der Schutz gegen die Hitze auch echt Sinn. Das Womo macht auf den ersten Blick einen echt tollen und modernen Eindruck, es ist aber so viel mit Plastik verbaut, der bei einer falschen Anwendung einfach bricht, das kann man echt nicht verstehen.

Mittags haben wir die Räder ausgeladen und Kristiansand erkundet. Und es hat sich jetzt schon gelohnt, dass wir sie dabei haben!!!

Man kommt einfach viel schneller voran und auch an Ecken, die wir zu Fuß nie erkundet hätten… Wir sind immer entlang des Meeres gefahren und waren von der Landschaft und der Stadt total begeistert. Es scheint, als habe sich die Stadt in den letzten Jahren runderneuert. Überall moderne Bauten direkt am Wasser. Die Norweger wissen wie man es sich schön macht!

Mitten in der Promenade findet sich die kleine Festung, die wunderschön eingebettet liegt.

Dank der Räder konnten wir sogar die Insel Odderoya erkundet, wo wir heute Nacht ja schon mal gehalten haben. Auf der Insel finden sich viele alte Bunker und Verteidigungsanlagen, die wohl vom Krieg noch übrig geblieben sind und nein, die Kanonen funktionierten nicht mehr, sonst hätte ich den Spatz abgeschossen😂 .

Wir mussten allerdings feststellen, dass auch unsere E-Bikes ihre Grenzen haben und nicht überall hoch kommen. Dafür haben wir die integrierte Schiebehilfe erstmalig testen dürfen…

An dem Parkplatz von heute Nacht waren Verpflegungsstationen aufgebaut. Heute scheint der erste Schultag nach den Ferien und somit eine Art Wandertag zu sein. Auch über unseren Campingplatz wurde heute eine Horde Schüler getrieben.

Nachdem wir von der Insel wieder auf dem Festland waren, sind wir nochmal in die Stadt, die auch echt schön und sehr gepflegt war.

Ratz fatz waren wir nach dem Ausflug zurück am Campingplatz, haben die Räder wieder in der Garage verstaut und den Grill angeworfen. Die Schwälmer Kartoffelbratwürstchen schmecken halt überall😊.

Mit zwei leckeren Cocktails haben wir am Strand den Sundowner genossen.

Ein wunderschöner richtiger erster Urlaubstag.

2020 Norwegen

Zwischen Südkap und Ana Sira

Was haben wir gut geschlafen nach dem Chaos die Nacht davor! Wir haben gemütlich gefrühstückt, den Luxus des Toasters wegen unseres Stromanschlusses genossen und langsam zusammen gepackt. Vorher haben wir noch 2 Giesskannen mit frischem Wasser eingefüllt und los ging es. Wir sind auf der E39, einer viel befahrenen Straße gen Westen abgebogen und haben kurz hinter der Stadt eine Shell Tanke besucht, um zu tanken und unser Abwasser los zu werden. Wir haben echt gestaunt, wie viel da raus kam und wie viel unnötigen Ballast wir losgeworden sind. Das Womo benötigt schon einige Liter Diesel und da ist es gut, wenn man nicht so schwer ist. Dann haben wir auch gleich das Erlebnis der Toilettenentleerung gehabt, was aber echt nicht schlimm war. Man macht so Chemie in den Behälter und dadurch riecht es nicht so schlimm wie wir es erwartet hätten. Unser erstes Ziel heute war der südlichste Punkt von Norwegen, der Leuchtturm Lindesnes Fyr. Kaum waren wir von der E39 abgebogen, haben wir den Unterschied zwischen Autobahn und Landstraßen extrem gemerkt. In jeder Kurve hat es hinter uns gescheppert, weil in den Schränken alles durcheinander gefallen ist. Daher mussten wir erstmal halten und alles etwas neu verstauen. Kurve um Kurve ging es gen Süden und ich musste Andi hinter dem Lenkrad etwas einbremsen, denn mein Magen hat sich angefangen zu melden und mir wurde richtig übel.

Leider hat sich kurz vorm Leuchtturm das Wetter eingetrübt und so haben wir richtig die Vorzüge eines Womos schätzen gelernt. Ich habe die Pfanne rausgeholt und uns ein leckeres Mittagessen gezaubert und wir mussten nicht mühsam nach einem offenen Restaurant suchen. Das einzige vor Ort hatte nämlich zu. Inzwischen hatte es angefangen zu regnen und so haben wir es uns gemütlich gemacht. Andi hat etwas geschlafen, ich gelesen. Wären wir im Auto unterwegs gewesen, wären wir enttäuscht weiter gefahren. Da wir aber keinen Zeitdruck haben und unser zuhause dabei ist, war es einfach eine Auszeit. Irgendwann ließ der Regen nach und wir haben unsere Schuhe angezogen und los ging’s zum Leuchtturm.

Die Gegend hier ist total schön. Große Felsen liegen überall rum und gehen direkt ins Meer. Man könnte überall rum klettern.

Zurück am Womo sind wir weiter gefahren. Die Straße war einfach nur eng und kurvig und wir waren froh, als wir wieder auf der E39 waren. In Flekkefjord sind wir auf die 44 abgebogen und es war schlagartig gar kein Verkehr mehr.

Wir sind entlang schroffer Felsen Serpentinen hoch und runter gefahren, entlang unzähliger Seen. Da es wieder angefangen hat zu regnen, haben wir beschlossen in Ana Sira auf einen Stellplatz zu fahren und morgen auf besseres Wetter zu hoffen. Eigentlich dürfte man hier überall stehen bleiben. Durch die engen steilen Straßen gibt es nur gefühlt sehr wenige Möglichkeiten. Auf dem Stellplatz stand nur ein weiteres Womo und so haben wir uns dazu gesellt und gemütlich zu Abend gegessen. Dabei sind wir anscheinend in einem Gebiet gelandet, wo es eine Art Sandflies gibt. Die Viecher kommen selbst durch die Fliegengitter und es war plötzlich alles voll mit ihnen. Die Biester sind mini klein und heißen wohl Gnitzen. Da wir uns noch ein bisschen die Beine vertreten wollten, sind wir nochmal durch den Ort gelaufen.

Hier war wieder alles gepflegt, aber man hat keine Menschen gesehen oder gehört. Es war so ruhig, dass man die Fische im Wasser springen gehört hat. Total merkwürdig irgendwie.

Dafür haben wir durch die Windstille noch ein paar tolle Aufnahmen machen können und sind dann zurück.

Wir sind immer noch zu zweit am Stellplatz, hier ist echt nichts los – herrlich!