2018 Patagonien · Argentinien

Buenos Aires

Gestern waren wir irgendwie echt durch, da hat man gemerkt, wie man zur Diva wird, wenn man Hunger hat… am Flughafen kam mir jeder wie wie ein Verbrecher vor und die Frau von dem Transportunternehmen hat mich so beeinflusst, dass ich das Gefühl hatte, in eine große Schießerei in der Stadt zu kommen, was totaler Quatsch war. Heute morgen haben wir auch verstanden, warum alle den Kopf geschüttelt haben, als wir gestern ein anderes Hotel wollten… Ja, am Wochenende war hier der G20 Gipfel und wenn man an Hamburg letztes Jahr denkt, weiß man, wie so etwas eskalieren kann. Der Gipfel ist aber vorbei und so haben wir heute den Wecker früh gestellt und haben die paar Stunden hier genutzt, um uns die zu Fuß erreichbaren Highlights anzuschauen. Ein paar Meter neben unserem Hotel stand schon das Wahrzeichen von Buenos Aires, der Obelisk.

Er steht in der Mitte einer richtig krassen Straße, der Av. 9 de Julio. Sie hat in jede Richtung acht Auto- und zwei Busspuren. So etwas haben wir inmitten einer Stadt noch nie gesehen. Wir sind froh, hier nicht selber Auto fahren zu müssen. Den besten Überblick über die Straße hatten wir tatsächlich aus unserem Hotelzimmer im 14. Stock. Unten auf dem Bild fehlen aber noch drei Spuren.

Rund um den Obelisken haben Gärtner alles wieder schön gemacht, wahrscheinlich waren hier am Wochenende viele Menschen, die die Blumen platt getrampelt haben.

Weiter ging es durch die Fußgängerzone in Richtung Plaza de Mayo. Hier wirkt alles sehr sauber, es sind überall viele Autos und Menschen unterwegs, man sieht aber keine Staus. Die Nebenstraßen sind alle Einbahnstraßen mit breiten schönen Gehwegen rechts und links.

Am Plaza de Mayo ist der rosafarbene Präsidentenpalast zu finden. Hier sieht man noch heftige Wegsperren und in der ganzen Stadt ist extrem viel Polizei unterwegs. Argentinien leidet unter einer heftigen Inflation, aktuell liegt sie wohl bei 40 %. So richtig erkennen kann man das aber hier nicht. Die Cafes sitzen voll, Leute laufen mit Tüten rum und scheinen zu konsumieren, viele Leute fahren Taxi statt zu laufen. Aber das ist natürlich nur ein sehr oberflächlicher Eindruck. Dass von vielen Leuten nicht verstanden wird, warum in so unruhigen Zeiten so ein Gipfel mit super hohem Polizeiaufgebot ausgerichtet werden muss, ist nur zu verständlich.

Damit uns das gestrige Hungergefühl auf unserer Rückreise nicht wieder aus den Latschen wirft, haben wir unser restliches Geld in Empanadas für die Heimreise investiert und sind mit Blick auf die Uhr zurück Richtung Hotel gelaufen. Dort angekommen haben wir laute Schüsse gehört und waren etwas irritiert. Kurz danach haben wir die Auflösung bekommen, denn direkt an unserem Hotel ging eine Demonstration lang und vorne weg wurden Feuerwerkskörper gezündet, daher das Knallen. Kurz nach zwölf Uhr wurden wir vom Transportunternehmen wieder abgeholt und zum Flughafen gebracht. Uns ist aufgefallen, wie toll die Innenstadt ist, sobald man aber über den Fluss fährt, befinden sich rechts und links der Straße absolute Armenviertel. Gegenüber vielen Ländern dieser Welt bestehen diese aber aus gemauerten und nicht verputzten Minihäusern, nicht aus Bretterverschlägen.

Am Flughafen haben wir uns in der gleichen Halle wieder gefunden wie gestern. Heute kam einem alles hell und freundlich vor und die gestrigen komischen Gefühle waren weg. Unser absolut restliches Geld haben wir in Snickers investiert und kurz darauf ging das Boarding schon los.

Wir sind beide total froh, dass wir diesen kurzen Ausflug in diese spannende Stadt machen durften. In vielen Bereichen fühlt man sich wie in New York, irgendwie aber auch in Europa, nur quirliger.

Unser Flug nach Sao Paolo ist pünktlich gestartet und so sind wir am späten Nachmittag dort gelandet.

Mit dem Flieger ging es von hier weiter nach Frankfurt, zurück in die Heimat.

Fazit Patagonien:

Der Urlaub war toll! Was wir beide künftig als erstes mit Patagonien in Verbindung bringen werden, ist Sturm. Wir sind noch nie so damit in Berührung gekommen wie hier – und das über mehrere Wochen in Folge.

Als zweites werden wohl die unglaublich tollen, vielfältigen und noch unberührten Landschaften hängen bleiben – vom Regenwald bis zum Gletscher hat alles in seiner Größe und Unberührtheit fasziniert. Regionen der Welt, wo der Mensch noch so klein und unbedeutend ist, sind einfach toll. Obwohl in manchen Bereichen der Tourismus zunimmt sind andere Teile noch weit weg vom Massentourismus – und das ist auch gut so.

Dafür sind diese Regionen aber auch sehr rau und hart. Geschotterte Straßen, Staub und weite Entfernungen gehören dazu und man muss sich über grundlegende Dinge wieder ganz andere Gedanken machen. Der Blick auf die Tankanzeige gehört hier zur Tagesordnung. Während daheim meistens maximal 10 km zur nächsten Tankstelle zurückzulegen sind, sind es hier ganz schnell 250 km.

Wir haben so erfolgreich weite Teile der Carretera Austral (Ruta 7 in Chile) und der Ruta 40 in Argentinien befahren. Zum Schluss kam noch die Ruta del Fin del Mundo, wo wir dann aber nach einigen Kilometern auf das Schiff gewechselt sind.

In vielen Situationen haben wir auch die tollen Menschen schätzen gelernt. Wer in so Regionen unterwegs ist weiß, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu helfen und offen für alles zu sein. Und da ist es egal, wo man herkommt.

Und zuletzt ist es natürlich das Ende der Welt, verbunden mit Kap Hoorn, das wir auf der besten Schiffsreise überhaupt besuchen durften.

Zuhause freuen wir uns neben den lieben Menschen und unserem Haus vor allem auf eins: endlich wieder das Klopapier ins Becken werfen zu dürfen und im Mülleimer neben der Toilette nicht die Erfolge der Vorgänger sehen zu müssen🙈🤣.

2018 Patagonien · Argentinien

Flug nach Buenos Aires

Der Sturm ist zurück. Nach ein paar ruhigeren Tagen hat es heute, wo wir weiter fliegen, wieder angefangen zu stürmen. Beim Frühstück konnten wir aber erkennen, dass durchaus Flugzeuge gelandet und gestartet sind und waren beruhigt. Um 11 Uhr kam unser Transfer und hat uns zum nahe gelegenen Flughafen gebracht. Worüber ich mich total gefreut habe ist, dass der Transfer im Auftrag von Take Off Reisen ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk für mich dabei hatte.

Von Ushuaia aus sind wir erst nach El Calafate geflogen, wo wir einen Stop hatten. Wir haben über Latam gebucht und eigentlich wollten wir direkt nach Buenos Aires fliegen, der Flug wurde aber irgendwann einfach gestrichen. Daher flogen wir jetzt noch einmal über die Region, die wir mit unserem Auto befahren haben. Wir konnten von oben deutlich die Ruta 40 erkennen, auf der wir vor wenigen Tagen noch unterwegs waren.

In unseren Unterlagen stand, dass wir einen einstündigen Aufenthalt haben und umsteigen müssen. Die Realität war, dass wir eine Stunde mit einer Schulklasse im Flieger eingesperrt wurden, die ihre Pausenbrote verteilt bekommen haben und wir hungernd zugeschaut haben, wie sie Party machen…

Die Argentinier sind schon krass anders als die Chilenen. Wahrscheinlich mögen sie sich deshalb auch nicht. Sie sind sehr laut und von sich überzeugt, während die Chilenen sehr hilfsbereite und eher ruhigere Menschen sind. Wir haben von beiden Sorten einige auf unserer Reise kennen gelernt.

Irgendwann sind wir in Buenos Aires angekommen und draußen stand auch schon eine Frau mit einem Schild mit unserem Namen drauf. Sie war von Latam organisiert, um uns zum Hotel zu bringen. Schön wäre es gewesen, denn sie hat uns mitgeteilt, dass rund um unser Hotel alle Straßen wegen des G20 Gipfels gesperrt sind und sie uns nicht hin bringen können. Die Stadt sei voller Demonstranten. Da hatten wir ja gar keinen Bock drauf und so haben wir ausgehungert jemandem von Latam gesucht, der uns ein anderes Hotel direkt beim Flughafen gibt. Schließlich haben nicht wir das Hotel gebucht, sondern die Airline. Leider haben wir die Person nicht gefunden. Wir haben aber jemanden gefunden, der uns einen Fahrer besorgt hat, der uns in die Stadt fährt. Wir hatten ein komisches Gefühl, sind aber mit gegangen. Letztendlich sind wir ohne Probleme in der Stadt gelandet und haben unser Zimmer mitten in der Stadt mit cooler Aussicht bezogen.

Was wir aus dem Taxi gesehen haben war schon ganz beeindruckend. Im Hotel haben wir raus gekriegt, dass der Gipfel schon letztes Wochenende und die Demonstrationen letzten Freitag schon waren.

Morgen werden wir um 12 Uhr wieder abgeholt. Vorher wollen wir uns noch ein bisschen hier umschauen.

2018 Patagonien · Argentinien

Ushuaia Tag 2

Nachdem wir ausgeschlafen hatten, haben wir heute früh gemütlich mit Blick auf die Bucht gefrühstückt und haben anschließend unsere Chaos-Koffer mal komplett aus- und wieder eingeräumt. Eigentlich hatten wir vor, in den Nationalpark zu fahren. Allerdings war das Wetter nicht so toll und ehrlich gesagt haben wir auf der bisherigen Reise bei so tollem Wetter so viel Natur gesehen, dass wir beschlossen haben, noch einen ruhigen Tag dran zu hängen. Wir sind hier am Ufer etwas spazieren gegangen, haben im südlichsten Hard Rock Cafe der Welt etwas gegessen und anschließend gelesen, Bilder geguckt und sortiert.

Morgen geht der Flieger über die Berge erst nochmal nach El Calafate und dann weiter nach Buenos Aires, wo wir noch einmal übernachten werden.

Wir können unser Glück kaum glauben, wie toll der Urlaub war. Wir hatten mit viel schlechterem Wetter gefürchtet und sind total positiv überrascht worden und haben dem patagonischen Sturm erfolgreich getrotzt. Bis auf wenige Ausnahmen konnten wir alles besuchen und unternehmen, wir waren auf Kap Horn und haben tolle Menschen kennen gelernt. Das braucht alles auch ein paar Tage, bis es verarbeitet ist und da kommen so zwei faule Tage wie gerufen.

2018 Patagonien · Argentinien

Ushuaia

Letzte Nacht sind wir schon in den Hafen von Ushuaia eingelaufen, der südlichsten Stadt der Welt. Der Name bedeutet so viel wie „Bucht, die nach Osten blickt“. Sie liegt in Feuerland im argentinischen Teil, so dass wir wieder einmal Aus- und Einreisestempel in unseren Pässen gesammelt haben. Hier liegen ganz viele schneebedeckte Berge und in unserem Sommer kommen hier viele gute Skifahrer her um im hiesigen Skigebiet zu trainieren. Der Name Feuerland ist entstanden, da die ersten europäischen Seefahrer, die hier her kamen, viele Feuer am Ufer gesehen haben. Damit haben sich die hier lebenden Ureinwohner verständigt, dass Fremde in ihr Gebiet eindringen.

Wir haben noch auf dem Schiff geschlafen, haben heute morgen dann unsere Koffer gepackt (die definitiv voller geworden sind – mit was auch immer…) und sind noch ein letztes Mal frühstücken gegangen. Wir hingen alle in den Seilen, der letzte Cocktail gestern muss schlecht gewesen sein. Wir haben unsere Ausweise besorgt und direkt vor dem Schiff hat schon ein Fahrer gewartet, der uns zum Hotel gebracht hat. Dort haben wir unser Gepäck abgegeben, konnten aber noch nicht ein checken.

Also haben wir uns zu Fuß los gemacht, um Ushuaia zu erkunden. Wir haben ein paar Mitbringsel gekauft und sind durch die Geschäfte geschlendert.

Es hat vor sich hin geregnet und so sind wir mittags erst einmal ins Hotel und haben uns ein bisschen ausgeruht. Da sich der Hunger aber schnell gemeldet hat, sind wir doch wieder losgezogen und haben uns unter anderem einen Stempel „Fin del Mundo“ in unseren Pass geholt.

Abends haben wir uns mit den anderen beiden Pärchen vom Schiff getroffen und sind zusammen Essen gegangen.

Vorher haben wir aber noch ein gemeinsames Abschiedsbild gemacht.

An der Stelle nochmal herzlichen Dank an Australis für die tolle Tischzusammenstellung😊.

2018 Patagonien · Chile

Kap Hoorn und Wulaia-Bucht

Heute morgen sind wir um kurz nach sechs Uhr von lauten Geräuschen geweckt worden. Wir haben den Anker ins Wasser gelassen und der Blick aus dem Fenster hat uns staunen lassen: wir lagen direkt vor Kap Hoorn, dem Ende der Welt.

Das Wasser in der Drake-Passage, wie die Gewässer hier heißen, war relativ ruhig und wir haben beobachtet, wie die Zodiacs ins Wasser gelassen wurden. Als immer mehr abgeladen wurden war klar: wir gehen an Land! Die Wahrscheinlichkeit liegt bei 80 %, der Landgang wird direkt vor Ort aufgrund der Umstände beschlossen und wir hatten Glück. Wir haben uns ganz schnell unsere Klamotten angezogen und sind an Deck gegangen. Kurz danach saßen wir schon im Zodiac und wurden übergesetzt. An der Landestelle stand die Crew bereit und hat dafür gesorgt, dass alle sicher an Land kommen. Die Barkeeper von gestern Abend standen in Neoprenanzügen im Wasser und haben das Zodiac gehalten.

160 Stufen ging es dann bergauf und wir standen auf der 425 m hohen Insel. Wir wurden von dem derzeitigen Bewohner von Kap Hoorn begrüßt.

Er ist mit seiner Frau und seinen drei Kindern vor vier Tagen für ein Jahr hierher gezogen und betreut den Aussenposten der Marine von hier aus. Wer auf die Insel will muss sich von ihm eine Genehmigung holen. Der Kapitän unseres Schiffes ist als erster übergesetzt und hat den neuen Bewohner begrüßt und sich vorgestellt. Die Familie bekommt alle zwei Monate eine Lieferung Lebensmittel und die beiden Australis Schiffe bringen wohl ab und zu ein bisschen frisches Obst und Gemüse mit den Touristen mit.

Wir sind über die Insel gelaufen, es war windig und hat genieselt – passenderes Wetter gibt es für das Ende der Welt nicht. Blauer Himmel hätte hier irgendwie nicht hin gepasst. Wir haben vor dem Monument ein paar Bilder gemacht und konnten sogar auf den Leuchtturm. Dann haben wir uns in dem Buch eingetragen, dass wir da waren und haben noch die Kapelle besucht.

Es ist schon ein sehr eindrucksvoller Ort hier. Wir sind hier über 2000 km südlicher als das Kap der guten Hoffnung in Südafrika. Hier sind bei dem Versuch das Kap mit dem Segelboot zu umrunden über 800 Schiffe gesunken und über 10.000 Menschen gestorben. Die, die es geschafft haben, haben zwischen 5 Tagen und 3 Monaten gebraucht.

Zurück auf dem Schiff haben wir mit Blick auf das Kap gefrühstückt und den Anker gelichtet. Wir mussten etwas auf das offene Meer hinaus und haben sofort das extrem aufgewühlte Wasser gemerkt, es hat geschwankt ohne Ende und das Geschirr ist von den Tischen geflogen und kaputt gegangen.

Wir sind wieder in Richtung Norden aufgebrochen, der Himmel ist aufgerissen und der patagonische bzw. feuerländische Sturm kam zurück. Das Meer war voller Schaumkronen und im Freien filmen wurde zur Herausforderung, da man sich kaum selber auf den Beinen halten konnte. Am Horizont sind schneebedeckte Berge aufgetaucht, die strahlend weiß geleuchtet haben – toll!

Als nächstes haben wir in der Wulaiabucht angehalten und sind an Land gebracht worden. Wir haben gelernt, wie die Bewohner hier früher gelebt haben. Wir haben wieder das Indianerbrot gesehen, das wir neulich im Wald beim Fitz Roy schon gesehen haben, dieses Mal war es aber orange, nicht gelb. Leider war es noch nicht reif, so dass wir es noch nicht probieren konnten.

Von einem Hügel hatten wir einen traumhaften Blick über die Bucht.

Es kam langsam Wehmut auf, denn wir könnten alle weiter reisen und uns wurde bewusst, dass dies der letzte Ausflug ist.

Zurück auf dem Schiff haben wir den tollen Nachmittag mit einem Cocktail begossen. Nach dem Abendessen wurde die Navigationskarte unserer Reise versteigert und hat für 280 USD den Besitzer gewechselt. Wir von Tisch 35 haben uns noch einen schönen Abend gemacht und sind irgendwann ins Bett gefallen. Vorher haben wir uns aber noch gefreut, denn der Kapitän hat uns eine Urkunde ausgestellt, dass wir am 2.12.2018 Kap Hoorn erreicht haben. Sehr cool!