Gestern waren wir irgendwie echt durch, da hat man gemerkt, wie man zur Diva wird, wenn man Hunger hat… am Flughafen kam mir jeder wie wie ein Verbrecher vor und die Frau von dem Transportunternehmen hat mich so beeinflusst, dass ich das Gefühl hatte, in eine große Schießerei in der Stadt zu kommen, was totaler Quatsch war. Heute morgen haben wir auch verstanden, warum alle den Kopf geschüttelt haben, als wir gestern ein anderes Hotel wollten… Ja, am Wochenende war hier der G20 Gipfel und wenn man an Hamburg letztes Jahr denkt, weiß man, wie so etwas eskalieren kann. Der Gipfel ist aber vorbei und so haben wir heute den Wecker früh gestellt und haben die paar Stunden hier genutzt, um uns die zu Fuß erreichbaren Highlights anzuschauen. Ein paar Meter neben unserem Hotel stand schon das Wahrzeichen von Buenos Aires, der Obelisk.
Er steht in der Mitte einer richtig krassen Straße, der Av. 9 de Julio. Sie hat in jede Richtung acht Auto- und zwei Busspuren. So etwas haben wir inmitten einer Stadt noch nie gesehen. Wir sind froh, hier nicht selber Auto fahren zu müssen. Den besten Überblick über die Straße hatten wir tatsächlich aus unserem Hotelzimmer im 14. Stock. Unten auf dem Bild fehlen aber noch drei Spuren.
Rund um den Obelisken haben Gärtner alles wieder schön gemacht, wahrscheinlich waren hier am Wochenende viele Menschen, die die Blumen platt getrampelt haben.
Weiter ging es durch die Fußgängerzone in Richtung Plaza de Mayo. Hier wirkt alles sehr sauber, es sind überall viele Autos und Menschen unterwegs, man sieht aber keine Staus. Die Nebenstraßen sind alle Einbahnstraßen mit breiten schönen Gehwegen rechts und links.
Am Plaza de Mayo ist der rosafarbene Präsidentenpalast zu finden. Hier sieht man noch heftige Wegsperren und in der ganzen Stadt ist extrem viel Polizei unterwegs. Argentinien leidet unter einer heftigen Inflation, aktuell liegt sie wohl bei 40 %. So richtig erkennen kann man das aber hier nicht. Die Cafes sitzen voll, Leute laufen mit Tüten rum und scheinen zu konsumieren, viele Leute fahren Taxi statt zu laufen. Aber das ist natürlich nur ein sehr oberflächlicher Eindruck. Dass von vielen Leuten nicht verstanden wird, warum in so unruhigen Zeiten so ein Gipfel mit super hohem Polizeiaufgebot ausgerichtet werden muss, ist nur zu verständlich.
Damit uns das gestrige Hungergefühl auf unserer Rückreise nicht wieder aus den Latschen wirft, haben wir unser restliches Geld in Empanadas für die Heimreise investiert und sind mit Blick auf die Uhr zurück Richtung Hotel gelaufen. Dort angekommen haben wir laute Schüsse gehört und waren etwas irritiert. Kurz danach haben wir die Auflösung bekommen, denn direkt an unserem Hotel ging eine Demonstration lang und vorne weg wurden Feuerwerkskörper gezündet, daher das Knallen. Kurz nach zwölf Uhr wurden wir vom Transportunternehmen wieder abgeholt und zum Flughafen gebracht. Uns ist aufgefallen, wie toll die Innenstadt ist, sobald man aber über den Fluss fährt, befinden sich rechts und links der Straße absolute Armenviertel. Gegenüber vielen Ländern dieser Welt bestehen diese aber aus gemauerten und nicht verputzten Minihäusern, nicht aus Bretterverschlägen.
Am Flughafen haben wir uns in der gleichen Halle wieder gefunden wie gestern. Heute kam einem alles hell und freundlich vor und die gestrigen komischen Gefühle waren weg. Unser absolut restliches Geld haben wir in Snickers investiert und kurz darauf ging das Boarding schon los.
Wir sind beide total froh, dass wir diesen kurzen Ausflug in diese spannende Stadt machen durften. In vielen Bereichen fühlt man sich wie in New York, irgendwie aber auch in Europa, nur quirliger.
Unser Flug nach Sao Paolo ist pünktlich gestartet und so sind wir am späten Nachmittag dort gelandet.
Mit dem Flieger ging es von hier weiter nach Frankfurt, zurück in die Heimat.
Fazit Patagonien:
Der Urlaub war toll! Was wir beide künftig als erstes mit Patagonien in Verbindung bringen werden, ist Sturm. Wir sind noch nie so damit in Berührung gekommen wie hier – und das über mehrere Wochen in Folge.
Als zweites werden wohl die unglaublich tollen, vielfältigen und noch unberührten Landschaften hängen bleiben – vom Regenwald bis zum Gletscher hat alles in seiner Größe und Unberührtheit fasziniert. Regionen der Welt, wo der Mensch noch so klein und unbedeutend ist, sind einfach toll. Obwohl in manchen Bereichen der Tourismus zunimmt sind andere Teile noch weit weg vom Massentourismus – und das ist auch gut so.
Dafür sind diese Regionen aber auch sehr rau und hart. Geschotterte Straßen, Staub und weite Entfernungen gehören dazu und man muss sich über grundlegende Dinge wieder ganz andere Gedanken machen. Der Blick auf die Tankanzeige gehört hier zur Tagesordnung. Während daheim meistens maximal 10 km zur nächsten Tankstelle zurückzulegen sind, sind es hier ganz schnell 250 km.
Wir haben so erfolgreich weite Teile der Carretera Austral (Ruta 7 in Chile) und der Ruta 40 in Argentinien befahren. Zum Schluss kam noch die Ruta del Fin del Mundo, wo wir dann aber nach einigen Kilometern auf das Schiff gewechselt sind.
In vielen Situationen haben wir auch die tollen Menschen schätzen gelernt. Wer in so Regionen unterwegs ist weiß, wie wichtig es ist, sich gegenseitig zu helfen und offen für alles zu sein. Und da ist es egal, wo man herkommt.
Und zuletzt ist es natürlich das Ende der Welt, verbunden mit Kap Hoorn, das wir auf der besten Schiffsreise überhaupt besuchen durften.
Zuhause freuen wir uns neben den lieben Menschen und unserem Haus vor allem auf eins: endlich wieder das Klopapier ins Becken werfen zu dürfen und im Mülleimer neben der Toilette nicht die Erfolge der Vorgänger sehen zu müssen🙈🤣.