2020 Norwegen

Heimweg

Dass ein Urlaub im Womo zu Ende geht, kriegt man in den letzten Tagen sehr deutlich gezeigt. Das liegt einerseits daran, dass die Vorräte extrem schrumpfen und plötzlich Platz im Kühlschrank und diversen Kisten mit Fressalien ist. Das Leergut fliegt in der Kiste rum und man muss die noch gefüllten Flaschen suchen. Und: der Fingerabrucksensor vom Handy funktioniert nicht mehr, weil man Spülhände hat. Egal wie, Ende vom Urlaub ist immer blöd. Wir haben heute früh die letzten Sonnenstrahlen genossen, nochmal sämtlichen Ballast vom Womo abgelassen und uns dann auf zur Fähre gemacht. Es haben schon einige Autos, LKWs und Wohnmobile gewartet und so haben wir uns eingereiht.

Das Schiff kam pünktlich und wirklich viele Fahrzeuge sind nicht runter gefahren. Haben uns heute morgen eh gefragt, wer hier kontrollieren will, ob man wirklich in Quarantäne geht nach der Einreise. Wir sind auf die Fähre gefahren und sofort auf das Deck, um das schöne Wetter zu genießen.

Heute ließ sich die Überfahrt deutlich einfacher draußen erleben als neulich. Trotz des ruhigen Wetters hat das Schiff irgendwie geschwankt und uns wurde etwas flau im Magen. Auch lustig: am Kap Horn bei Seegang ohne Ende merken wir nichts und bei glatter See wird uns schlecht… echte Helden!

Die Überfahrt von Langesund dauert schon um einiges länger als von Kristiansand. Wir haben um 14.30 Uhr abgelegt und sind pünktlich um 19 Uhr angekommen.

Haben uns vorgenommen, noch ein bisschen zu fahren, da das Sonntags bestimmt besser ist als Montags, wenn die LKWs wieder auf den Straßen unterwegs sind. Und so waren wir plötzlich wieder in Soltau.

Fazit Norwegen:

– ein wunderschönes Land, das wir bestimmt aufgrund der besonderen Situation nicht ganz so voll wie sonst erlebt haben. An der Fähre nach Norwegen hat eben kein einziges Wohnmobil gewartet. Es erinnert in einigen Teilen an Neuseeland, Schottland und die Alpen.

– man muss auf jeden Fall mit ständig wechselndem Wetter rechnen. Von kurzer Hose bis Handschuhe sollte alles im Gepäck sein.

– die Reise mit einem Wohnmobil zu machen können wir nur empfehlen. Man hat immer alles dabei und kann so flexibel auf das Wetter reagieren. Hotels sind sehr teuer und halt auch nicht überall wo man bleiben will.

– Norwegen ist sehr teuer. Alles was geht sollte man von daheim mitbringen. Gerade Lebensmittel kosten gerne mal das Doppelte wie bei uns.

– wir haben noch nie so viele Elektroautos gesehen wie hier. Tesla & Co. ohne Ende

Wir kommen auf jeden Fall wieder, wenn auch etwas mehr noch im Sommer.

2020 Norwegen

Nach Langesund

Heute früh war es beim Aufwachen total warm im Womo. Die erste Hoffnung auf Sonne hatte sich erledigt, nachdem die Ohrenstopfen draußen waren, denn Regen hat aufs Dach geprasselt – Überraschung! Der zweite Gedanke: was rauscht hier so? Nachdem wir die letzten Vormittage Probleme hatten, die Heizung zum Laufen zu bringen, ist die heute wer weiß wann alleine angesprungen und hat es auf kuschelige 22 Grad geheizt. Die Heizung, ihre eingebaute Zeitschaltuhr und wir – wir werden wohl keine besten Freunde mehr… Ein Blick auf den Wetterbericht hat gezeigt, dass der Vormittag wohl so verregnet bleibt und so haben wir einfach rumgeschlunzt. Gegen Mittag sind wir gen Langesund, unserer Endstation, aufgebrochen. Einfach auch aus dem Grund, weil die Akkus und das Wasser leer waren. Außerdem sollte in Langesund das Wetter schneller schön werden… Also haben wir unser dreckiges Geschirr in eine Tüte verpackt und unter der Bettdecke versteckt, damit es nicht in jeder Kurve rum fliegt. In Langesund angekommen, hat gerade das Schiff abgelegt, mit dem wir morgen nach Dänemark zurück fahren.

Eigentlich wären wir heute von Kristiansund wieder zurück gefahren, die Verbindung ist aber mittlerweile komplett eingestellt. Daher wurden wir auf Langesund einen Tag später umgebucht. Das Schiff hier ist auch deutlich größer als der Katamaran, mit dem wir hergekommen sind. Wahrscheinlich wusste Fjordline schon vor Wochen, dass ab heute keine deutschen Touristen wegen Corona mehr kommen… Langesund ist ein hübsches kleines Örtchen und wir haben nach einem Bummel etwas zu Mittag gegessen.

Hier gibt es auch einen Stellplatz direkt am Wasser, allerdings nur sehr klein und wieder ohne Strom und Wasser. Für unseren letzten Tag wollten wir darauf nicht verzichten und so sind wir ein paar Kilometer weiter auf einen richtigen Campingplatz gefahren. Die Sonne hat mittlerweile richtig geschienen, wir konnten unsere kurzen Hosen wieder raus holen und wir haben das Wetter einfach nur genossen…

Wir wären aber ja nicht wir, wenn wir nach 10 Minuten in der Sonne sitzen nicht überlegt hätten, die Räder auszupacken und noch etwas die Gegend zu erkunden. Also Räder raus und los ging es. Die Küste hier ist total schön, aber nur sehr schwer zugänglich und so haben wir mehrfach vergeblich versucht, so richtig ans Ufer zu kommen. Einmal haben wir einen kleinen Strand gefunden, der schien aber zu einer privaten Anlage zu gehören.

Nach einer Stunde sind wir zurück und zu Fuß weiter.

Hinter dem Campingplatz ist eine hohe Klippe und da sind wir hoch geklettert und hatten zum Tagesende noch einen tollen Ausblick.

Norwegen verabschiedet sich so sonnig und sympatisch wie es uns begrüßt hat…

2020 Norwegen

Zurück an die Südküste

Heute morgen sind wir durch Hämmern aufgeweckt worden. Als wir letzte Woche hier waren, war eine Bodenplatte von einem neuen Gebäude zu sehen. Gestern standen schon die Holzständer für das neue Haus und heute, am Freitag, gingen die Bauarbeiten weiter. Wir haben unseren „flüssigen Abfall“ entsorgt und los ging es. Wir sind wieder in einer Höhe gelandet, wo keine Bäume mehr wachsen und alles karg ist. Andi hat die Drohne wieder in die Luft geschickt und tolle Aufnahmen gemacht.Ein paar Kilometer weiter waren Tunnelarbeiten und so durfte der Verkehr immer nur einspurig die Straße am Tunnel vorbei befahren. Hieß erst längeres Warten und dann eine tolle Straße außerhalb des Tunnels leider in einer Kolonne fahren. Ausgebremst wurden wir nur durch die Schafe, die mal wieder gelangweilt auf der Straße rum lagen.Dann fing es an zu regnen und wir sind einfach nur gefahren. Ziel war heute der Ort Kragero, der im Süden schon an der Küste liegt. Wir wussten, dass wir einmal unter dem Regen durchfahren müssen und dann wieder in der Sonne sind. Also haben wir das ohne große Pausen getan. Als wir dann in Kragero angekommen sind, waren wir beide ziemlich platt. Wir haben direkt am Wasser an einem Stellplatz gehalten ohne Wasser und Strom, aber mit ganz gutem Blick auf das Meer. Dann sind wir in den Ort gelaufen und der war echt hübsch.Hier wohnen wohl 10.000 Menschen und im Sommer kommen ein paar tausend Urlauber hinzu. Heute war alles wie ausgestorben. Wir waren gegen 17 Uhr im Ort und die Geschäfte haben alle gerade geschlossen.Da ab morgen eh keine neuen deutschen Besucher mehr kommen werden, wird die super kurze Saison 2020 auch hier sehr bald beendet sein.An der Fähre zu den hier vorgelagerten Inseln standen die Leute in ihren Autos Schlange. Anscheinend fährt hier jeder Freitag abends zum Wochenendhaus. Generell scheint jeder Norweger entweder ein zweites Haus irgendwo zu haben, einen Wohnwagen oder Wohnmobil. Was hier am Wochenende Einheimische irgendwohin unterwegs sind, ist echt unglaublich. Wir sind auf dem Rückweg noch in einen Supermarkt gegangen und hatten dort ein krasses Erlebnis.Wir müssen echt sagen, dass wir hier in den letzten zwei Wochen quasi Urlaub von Corona gemacht haben. Wir waren nur in der Natur unterwegs, haben keinen Kontakt mit anderen Menschen gehabt, keinen Mundschutz aufgehabt. Eigentlich merkt man hier überhaupt nicht, dass Corona existiert. An Tankstellen zahlt man am Automaten, in Geschäften sind zwar Hinweise auf Abstand von 1m und manchmal steht Desinfektionsmittel am Eingang. Sobald man im Geschäft ist, merkt man nichts mehr davon. Und dann standen heute im Supermarkt plötzlich bestimmt 10 Leute auf engstem Raum an der Kasse und wir haben etwas die Panik bekommen. Für die Leute hier ist es wie immer, die Infektionszahlen sind hier auch super gering. Wenn man von Deutschland aber mittlerweile monatelanges anderes Verhalten gewohnt ist, war es ein beklemmendes Gefühl. Ich bin gespannt, wie lange man braucht, um das Verhalten „vor Corona“ wieder als normal zu empfinden und sich keinen Kopf zu machen, wenn einem jemand zu nah kommt… Wir haben lecker zu Abend gegessen und den Tag bei einem Gewitter ausklingen lassen.

2020 Norwegen

Bei herrlichem Wetter gen Süden

Die Nacht direkt an einer S-Bahn war schon etwas lauter als die Nacht davor am See, aber unsere Ohrenstopfen haben alles ausgeblendet und wir waren so platt, dass wir von den Geräuschen nix mehr mitbekommen haben. Dafür hat in unserem Womo über dem Hubbett, das wir nicht nutzen, die ganze Nacht das Licht gebrannt. Wir hatten die Vermutung, dass bei unserem Flug gestern irgendein Schalter das Licht angemacht hat und Andi hat es gestern Abend nicht mehr ausbekommen. Wir haben heute morgen das Hubbett herunter gelassen, aber auch keinen Schalter gefunden. Also haben wir den Strom mal komplett gekappt und danach waren die Lampen aus. Sie gehen auf Berührung an, also hat das Bett die Lampen gestern bei seinem Sprung vermutlich selber angemacht… Wir haben beschlossen, dass unsere Tour langsam gen Süden weiter geht, da am Sonntag Mittag unsere Fähre fährt. Bei der kürzesten Route wären wir viele Teile gefahren, die wir schon kennen und das macht ja keinen Sinn. Also haben wir die Straße ausgesucht durch ein Gebiet, das wir noch nicht kennen und haben die Stadt gen Süden verlassen. Nach einigen Kilometern standen wir vor dem ersten Fähranleger und haben in herrlichster Sonne gewartet – und mit uns ganz viele Norweger. Die Leute machen hier zumindest beim Autofahren einen total entspannten Eindruck. Wahrscheinlich, weil sie es eh nicht in der Hand haben, wie lange etwas dauert. Auf die Fähren muss man warten, auf den engen Straßen muss man sich ständig mit dem Gegenverkehr einigen und Rücksicht nehmen. Schnell kommt man hier eh nirgends hin. Für 100 km sollte man mindestens immer 2 Stunden einplanen und sich freuen, dass man so gut voran gekommen ist. Die Fähre kam irgendwann und wir sind nach Venjaneset übergesetzt. Ein paar Kilometer weiter war ein kleines Örtchen mit einem tollen Parkplatz und wir haben in der Sonne direkt am Wasser ein paar Brote gegessen.

13 km weiter standen wir vor dem nächsten Fähranleger und haben gewartet. 10 Minuten später kam das Schiff und wir haben über den Fjord übergesetzt und das Panorama genossen.

Und dann sind wir tatsächlich nochmal an den Latefossen Wasserfällen vorbei gekommen, an denen Andi vor einigen Tagen einfach bei Regen vorbei gerauscht ist. Und die Entschädigung war mehr als genial. Die Sonne hat die Wassermassen angestrahlt und ein besseres Panorama hätte man sich nicht vorstellen können.

Wir haben beschlossen, den gleichen Campingplatz wie letzte Woche hier anzufahren, dieses Mal bei Sonnenschein statt strömendem Regen. Wir haben unsere Stühle und ein Radler rausgeholt und es uns einfach gutgehen lassen.

Und kurz nachher haben wir erfahren, wie wertvoll dieser Urlaub ist: die norwegische Regierung hat beschlossen, dass deutsche Urlauber ab 29.8.20 bei Einreise ins Land 10 Tage in Quarantäne müssen. D. h. zwei Wochen später und unsere Reise hätte nicht mehr statt gefunden…

Hoffentlich klappt unter den Umständen alles mit der Fähre nach Dänemark. Nicht, dass die dann auch ihren Betrieb vorzeitig einstellen…

2020 Norwegen

Tag der Tunnel oder Fahrt nach Bergen

Was haben wir uns gestern ein herrliches Plätzchen ausgesucht zum Übernachten. Direkt am See, der heute morgen bei strahlendem Sonnenschein wie ein Spiegel da lag.

Wir konnten uns wieder mal nicht satt sehen und der Aufbruch ist schwer gefallen.

Bevor es los ging, wurde noch alles fotografiert, der Abwassertank geleert und der Nachbar verabschiedet.

Dann ging es als erste Station nach Borgund zu einer alten Stabkirche, die echt schön war.

Nach einem kurzen Besuch ging es weiter in Richtung Bergen. Durch Zufall hatte ich bei den ersten Tunneln mal zusammen addiert, durch wie viele km Tunnel wir heute insgesamt gefahren sind. Mit dem Ergebnis hatte ich nie gerechnet. Wir sind heute zusammen 83 km!!! durch Tunnel gefahren, der längste war alleine 24,5 km lang. Ein bisschen Abwechslung gab es in ihm aber auch fürs Auge.

Zwischen den Tunneln sind wunderschöne Täler erschienen, meistens auch an einem Fluss oder See gelegen und die Landschaft hat sich traumhaft im Wasser gespiegelt. Ich war vom Fahren irgendwann völlig platt, weil es echt anstrengend ist, ständig durch Röhren zu fahren. Da es schon nachmittags war, haben wir überlegt, vor Bergen einen Platz zu suchen und morgen erst in die Stadt zu fahren. Die Plätze waren aber alle total beschissen bewertet und in Bergen gibt es nur einen Stellplatz für 24 Wohnmobile auf einem Parkplatz vor einer Sporthalle. Also haben wir beschlossen, unser Glück mit dem Stellplatz zu versuchen und sind in Richtung Stadt gefahren. Jaaaa, und dann hat uns das Navi eine Straße entlang geschickt, die definitiv nicht für Wohnmobile gebaut wurde. Sie war super schmal und steil und es kam Gegenverkehr ohne Ende. Andi hat fast die Panik gekriegt und wollte zurück – hinter uns war aber alles voll. Also durch. Irgendwann kam eine kleine Lücke in der Kolonne und er hat Gas gegeben. Leider hat er dabei einen großen Hubbel auf der Straße übersehen und wir sind mit dem Womo kurz abgehoben. Es ist alles in die Luft geflogen und mit einem lauten Knall wieder unten gelandet. Wir haben nur an die armen Fahrräder in der Garage gedacht, aber keine Zeit zum Nachdenken – weiter! Ein paar Kilometer später waren wir an dem Stellplatz und es waren noch ganze 2 Plätze frei – Glück gehabt! Der erste Blick galt den Rädern, die standen aber perfekt – dafür war alles andere durch die Gegend geflogen, der Grill, der Duschkopf, die Klamotten – egal! Es war inzwischen 16 Uhr und so haben wir die Räder ausgepackt und sind in die Stadt gefahren. Dabei hat uns das Navi sehr interessante Wege geführt, die man in einer Stadt nicht vermutet hätte. Wir sind mal wieder über Stock und Stein bergauf gelaufen, obwohl unser Ziel eigentlich im Tal lag… na ja, irgendwann sind wir in der Stadt gelandet und haben wohl einen der schönsten Tage hier erwischt.

In Bergen regnet es 4x so viel wie in Berlin und heute Sonne und 20 Grad. Wir sind die Stadt kreuz und quer abgefahren, haben uns bei einem Thai Imbiss etwas zu Essen geholt und es auf einer Bank in der Sonne verspeist. Dabei sind wir zufällig an der Talstation der Standseilbahn auf den Floyen gelandet. Er ist 399 m hoch, einer der 7 Berge, die die Stadt umgeben und man soll einen tollen Blick auf Bergen haben. Also haben wir geguckt, ob man da auch mit dem Rad hoch kommt und das ging. Also nix wie los. Es war der Hammer, wie viele junge Leute hier abends als Sportprogramm einmal den Berg hoch laufen. Oben hat sich ein tolles Panorama aufgetan und was total cool war, oben standen ganz viele Spinningräder und die Leute haben bei der besten Aussicht und toller Musik Spinning gemacht.

Haben wir so noch nie gesehen und hat echt gute Laune gemacht. Nach einer Stunde war der Kurs zu Ende und die Sportler sind wieder bergab gelaufen.

Wir waren natürlich nicht so schnell und mussten noch Timelapseaufnahmen machen zum Sonnenuntergang.

Irgendwann wurde es ziemlich kalt, aber egal.

Da wir noch ca. 30 Minuten radeln mussten, sind wir dann doch vor Sonnenuntergang los und begab ging es schnell, war aber auch echt kalt. Wir waren über jedes Stück Strecke froh, wo wir treten durften, um wieder etwas Wärme in uns zu kriegen. Um kurz nach 21 Uhr waren wir wieder am Womo und haben die Räder verstaut. Heute sind wir beide platt!!!